Test: Canon EF 50mm f/1.8 II – Einsteiger-Festbrennweite zum kleinen Preis

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Test-Bericht: Canon EF 50mm f/1.8 II

Das EF 50mm f/1.8 II Objektiv von Canon ist eine phantastische Linse. Nicht umsonst wird sie schon über 20 Jahre lang von Canon hergestellt. Die Verkaufszahlen sind nach wie wie vor gut, was bei einem Preis von knapp 80 Euro auch nicht verwunderlich ist. Die Fähigkeit des Objektivs, Aufnahmen mit extremer Offenblende (1.8!) zu bewerkstelligen, fasziniert zahlreiche Fotografen. Ebenfalls erwähnenswert ist das geringe Gewicht und die ausgesprochene Handlichkeit (121 g, 68mm Durchmesser, 41mm Länge). In Kombination mit einer kleineren DSLR Kamera hat man hier ein überaus agiles Gespann, das auch in einer kleinen Kameratasche verstaut werden kann. Der Verfasser dieses Artikels verwendet selbst seit Jahren ein Canon EF 50mm. Die gemachten Erfahrungen sollen in Form eines kurzen Tests dargestellt werden.

Einsatzbereiche des Canon EF 50mm

1) Available Light Fotografie: Das Fotografieren mit dem verfügbaren Licht – also ohne Blitzgeräte und Scheinwerfer – ist sehr reizvoll. Aufnahmen bei Partys, Konzerten etc. erscheinen viel authentischer, wenn nur das tatsächlich vorhandene Licht auf den Bildern zu sehen ist. Freilich braucht man für diese Aufnahmetechnik ein lichtstarkes Objektiv, sprich: die Blende muß sehr weit geöffnet werden können. Es gibt nur wenige Objektive, welche diese Disziplin so gut beherrschen wie das Canon EF 50mm. Verwacklungsfreie Aufnahmen bei widrigen Lichtverhältnissen sind also deutlich einfacher als etwa mit dem Canon Kit-Objektiv. Man kommt auch mit geringeren ISO-Werten aus, was zuletzt der Bildqualität entgegen kommt.

2) Portrait-Fotografie: Wird eine Kamera mit APS-C Sensor verwendet, ergibt sich eine effektive Brennweite von 80mm. Ein idealer Wert für Portrait-Fotografie. Mit einer Vollformat-DSLR verringert sich der Abstand zur fotografierten Person etwas, was aber kein Problem darstellt. Ein großer Vorteil ist die Möglichkeit, das Hauptobjekt mittels Offenblende freizustellen. Freilich ist man mit einer Brennweite von 50mm vergleichsweise flexibel, weshalb die Linse häufig als „Normalobjektiv“ im Dauereinsatz ist.

Haptik und Qualität des Canon EF 50mm

Bei einem Preis von knapp 80 Euro kann man hier natürlich nicht all zu viel erwarten. Das Gehäuse ist komplett aus Plastik gefertigt und macht insgesamt einen eher billigen Eindruck. Allerdings haben wir das Objektiv schon seit Jahren im Einsatz, ohne daß irgendein technisches Problem aufgetreten wäre. Ganz im Gegenteil: das Canon EF 50mm hat den Ruf, bei sachgemäßer Handhabung, ein ganzes Fotografenleben heil zu überstehen. Beim Einsatz sollte man immer im Hinterkopf behalten, daß es sich nicht um ein „L-Objektiv“ handelt. Eine ausreichende Versiegelung gegen Feuchtigkeit ist also nicht vorhanden. Da es sich nicht um ein Zoom-Objektiv handelt, gibt es insgesamt weniger bewegliche Teile, die kaputt gehen könnten. Unter Umständen ist dies ein Faktor der außerordentlich guten Haltbarkeit. Ein Objektivrückdeckel und ein Objektivdeckel liegen der Linse bei. Allerdings keine Gegenlichtblende. Für diese veranschlagt Canon dann gleich noch einmal ca. 30% des Objektiv-Anschaffungspreises. Hier lohnt es sich, nach Alternativen zu schauen. Im Onlineshop von Ares Foto finden sich einige kostengünstige Gegenlichtblenden, die sich hinter dem Original nicht zu verstecken brauchen. Diese können dann auf das 52mm Filtergewinde aufgeschraubt werden.

Der Autofokus des Canon EF 50mm

Leider hat Canon fur das Canon EF 50mm einen mittlerweile veralteten Mikromotor verbaut, der laut und langsam und auch nicht sonderlich genau ist. Mehr ist für den Preis aber auch kaum zu erwarten. Ein moderner Ultraschallmotor würde die Produktionskosten stark erhöhen, wodurch die Linse für preisbewußte Käufer an Attraktivität verlieren würde. Wer gerne im manuellen Modus fokusiert, wird freilich über dieses Manko hinwegsehen können. Allerdings ist ein leistungsfähiger Autofokus gerade dann, wenn mit extremer Offenblende fotografiert wird, äußerst hilfreich. Insbesondere dann, wenn man gerne Schnappschüsse macht, bei denen wenig Zeit zum manuellen Fokussieren bleibt.

Festbrennweite oder Zoom?

Ob nun ein Zoom-Objektiv oder eine Festbrennweite zu bevorzugen ist, läßt sich so allgemein nicht beantworten. Beim Canon EF 50mm handelt es sich um eine Festbrennweite, die den Fotografen mit brilliant scharfen Aufnahmen belohnt. Für Anwender, die bislang nur mit Zoom-Objektiven gearbeitet haben, wird die Umstellung sicherlich etwas Zeit in Anspruch nehmen. Aber es lohnt sich. So lassen sich mit dem EF 50mm wirklich unglaublich scharfe Bilder schießen, die so mit dem Kit-Objektiv nicht möglich wären.

Fazit

Das EF 50mm f/1.8 II ist ein außerordentlich handliches und leichtes Objektiv, das eine fantastische Blendenöffnung zum Spar-Preis bietet. Ob als „Immer-Drauf“, für Portait-Aufnahmen oder für das Fotografieren bei schlechten Lichtverhältnissen – mit dieser Linse ist man bestens für kreative Ideen gerüstet. Ob man dann letztendlich doch lieber zu einem Zoom greift, ist letztendlich Geschmacksache. Im Zweifelsfall nimmt das EF 50mm aber auch kaum Platz in der Fototasche weg, weshalb man es auch ohne weiteres als Ergänzung zu einem klassischen Reise-Zoom mit in den Urlaub nehmen kann. Die Erfahrung hat gezeigt, daß sich das lohnt. Die Verarbeitungsqualität ist mittelmäßig, aber dem Preis angemessen. Für anspruchsvolle Anwender gibt es ausreichend Alternativen, die eine wesentlich bessere Haptik bieten. Der schlechte Autofokus ist allerdings nicht wegzudiskutieren. Für viele Fotografen könnte er ein Grund sein, sich letztendlich für ein anderes Objektiv zu entscheiden. Fokussiert man aber gerne auch im manuellen Modus, gibt es eigentlich keinen Grund, nicht zum EF 50mm zu greifen. Es gibt nur wenige Linsen, die so viel Bildqualität für so einen niedrigen Preis bieten. Wer noch keine Festbrennweite im Portfolio hat, sollte sich den Kauf ernsthaft überlegen. Die fehlende Zoom-Funktion geht nicht selten mit einem außerordentlichen Kreativitätschub einher. Hat man dann Feuer gefangen, kann man dann immer noich zu einer hochwertigeren Festbrennweite „upgraden“.

 

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