Ist ein Belichtungsmesser in der Fotografie sinnvoll?

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Beobachtet man professionelle Studiofotografen, sieht man häufig, daß sie mit Handbelichtungsmessern arbeiten. Diese werden dann etwa in der Nähe des Modell-Gesichts plaziert, um dann die Stärke der Studioblitze auszumessen.

Ist es aber eigentlich nicht so, daß moderne Spiegelreflexkameras über integrierte Belichtungsmesser verfügen, die teure Geräte überflüssig machen? Offensichtlich nicht. Denn sonst würde man kaum Handbelichtungsmesser bei zahlreichen Berufsfotografen im Einsatz sehen. Der große Vorteil eines Handbelichtungsmessers ist die Möglichkeit, das Licht direkt am Motiv zu messen. Der Messsensor im Inneren der Kamera kann hingegen nur das Licht verarbeiten, das vom Motiv reflektiert wird. Bei ausgeglichenen Motiven stellt dies auch erstmal kein Problem dar. Bei hohen Kontrasten, etwa großen weißen und schwarzen Flächen sind die Messsensoren der Kameras dann aber schnell überfordert. Weiße und schwarze Flächen erscheinen dann schnell einmal grau, was natürlich nicht im Sinne des Fotografen seien kann. Dem externen Belichtungsmessgerät sind hingegen Kontraste „egal“ – es mißt ganz objektiv das einfallende Licht am ausgewählten Messort.

Besonders interessant wird es, wenn man mit einem oder mehreren Blitzen arbeitet. Man sollte beim Kauf eines Belichtungsmessers deshalb immer auch darauf achten, daß die Messung von Blitzen unterstützt wird. Im Studio kann man dann jeden einzelnen Blitz ausmessen und den eigenen Bedürfnissen anpassen. Z.B. berechnet man zu erst die Stärke des Hauptblitzes hinsichtlich des angestrebten Blendenwertes. Ebenso kann man es mit einem seitlich positionierten Zweitblitz tun. Wenn das Motiv von der Seite beispielsweise etwas schwächer angeblitzt werden soll, regelt man den Blitz einfach einige Stufen unter den zuvor berechneten „korrekten“ Wert. Auch für die richtige Ausleuchtung des Hintergrundes ist der Handbelichtungsmesser goldwert. Wenn das Motiv freigestellt werden soll, hält man den Belichtungsmesser hierfür direkt an den weißen Hintergrund. Dann löst man den Blitz aus, der den Hintergrund ausleuchten soll. Die übrigen Blitze müssen ebenfalls parallel ausgelöst werden, weil auch sie auf den Hintergrund Einfluß nehmen. Der „korrekte“ Wert würde aber nicht zu einem weißen Hintergrund führen. Deshalb regelt man den dritten Blitz um zwei „Blendenstufen“ hoch. Dieses Beispiel sollte illustriert haben, wie man mit einem Handbelichtungsmesser im Studio arbeiten kann. Natürlich ist es auch möglich, Belichtungsserien durchzuführen. Jedoch ist die Kontrolle am Kameradisplay eher subjektiv. Auch die Überprüfung am PC-Monitor ist problematisch, weil dieses Gerät nur im kalibrierten Zustand verläßliche Werte liefert.

Fazit: Ein Handbelichtungsmesser ist im Studio nach wie vor ein Muß, wenn man effizient und präzise arbeiten möchte. Aufgrund des hohen Preises können preisbewußte Fotografen aber auch überlegen, zur Belichtungsmessung eine Graukarte zu verwenden. Gerade bei der Verwendung mehrerer Blitze ist ein Belichtungsmesser, wie er von den Herstellern Kenko, Sekonic und Gossen angeboten wird, aber deutlich zielführender.

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