Das Ende der Kamera? Smartphones, die dem Fotoapparat Konkurrenz machen

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Nahezu vorbei sind die Zeiten, in denen sich Hobbyfotografen eine Canon oder Nikon leisteten, samt separater Fotolinsen für Nah- und Breitwinkelaufnahmen. Längst Vergangenheit sind die Zeiten der Filme, die dann zum Belichten der Negative ins Fotolabor gebracht werden mussten. Wer nicht gerade ein professioneller Fotograf ist, hat gelernt, dass heute im Grunde das Smartphone genug ist, um geniale Bilder zu schießen, die von dort zudem ganz simpel geteilt, hochgeladen oder verschickt werden können.

Dabei ist die Idee eine Kamera-Phones schon reichlich alt – über 20 Jahre genaugenommen. Das Samsung SCH-V200 war das erste Handy mit Klappe, das auch mit einer integrierten Kamera ausgestattet war – mit der 20 Bilder geschossen werden konnten; um diese anzusehen, musste man das Handy dann mit seinem Computer verbinden. Zudem blieb es dem asiatischen Markt vorbehalten. Das erste Handy mit Kamera erreicht die USA 2002 mit dem Sanyo SCP-5300, das damals rund 400 Dollar kostete, technologisch aber schon recht fortschrittlich war: es besaß eine Blitzfunktion, Zoom, Selbstauslöser und sogar einige Schwarz-weiß- und Sepia-Filter.

Seitdem machte die Technologie von Kamera-Phones rapiden Fortschritt, von immer höherer Megapixelzahl bis zu in jüngster Zeit zu eingebauten Dual-Kameras, Autofokus, Dual-Blitze oder optische Bildstabilisierung. Zahllose Foto-Apps wie Halide zur Steuerung der Belichtung der Fotos oder Unfold zum Erstellen besonders kreativer Instagram-Stories machen die Nutzung der Smartphone-Kamera noch attraktiver und spannender.


Diese Entwicklung hat für die Hersteller von Digitalkameras allerdings sehr unangenehme Folgen: die Verkaufszahlen gehen ständig zurück, Smartphone werden inzwischen als „Digitalkamera-Killer Nr. 1“ bezeichnet. Die Statistiken sind für den Markt weitgehend erschreckend: lag der Absatz von Digitalkameras in Deutschland 2008 noch bei 9,32 Millionen Stück, waren es 2019 gerade noch 2,11 Millionen. Mit professionellen DSLR-Kameras für Profis können Smartphones und deren eingebauten Kameras zwar nicht mithalten, jedoch absolut mit Digitalkameras der Mittelklasse.

DKamera Magazin unterzog das Sony Cyber-Shot DSC-RX100 IV sowie das Smartphone P30 Pro des chinesischen Hersteller Huawei einem ausführlichen Vergleichstest. Das Ergebnis: Die Bildqualität der Digitalkamera ist dank größerer Lichtsensoren und optischem Zoom nach wie vor besser als auf dem Smartphone, während das P30 Pro mit erstaunlichem Nachmodus und Ultraweitwinkelobjektiv punkten konnte. In der Videofunktion kam er jedoch ebenfalls nicht an die Qualität der Sony-Kamera heran.


Doch ein Smartphone bietet weitaus mehr Möglichkeiten wie Social-Media-Apps, Anruf- und Chatfunktionen oder Spiele-Apps – und passt zudem in jede Hosen- oder Jackentasche. Angesichts der Tatsache, dass die meisten Leute große Teile ihres privaten wie auch beruflichen Lebens über ihr Handy abwickeln, wird gerne ein leichter Bildqualitätsverlust in Kauf genommen, zumal Smartphones inzwischen in der Lage sind Fotos zu erstellen, die durchaus kommerziell genutzt werden können.

Unsere Smartphones begleiten uns überall mit hin und müssen im rechten Moment nur aus der Tasche geholt werden – wesentlich einfacher, als sich an das Mitnehmen einer extra Kamera erinnern zu müssen. In Sekundenschnelle werden die Bilder dann auf Facebook oder Instagram hochgeladen und mit dem sozialen Netzwerk geteilt – und an diesen Komfort kommen Digitalkameras einfach nicht heran. Während im Profibereich nach wie vor DSLR-Kameras benötigt werden, müssen die großen Kamerahersteller in der Privatfotografie wohl weiter mit Umsatzverfall rechnen.

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