Fotografie Grundlagen

Graukarten in der digitalen Fotografie

Richtige darstellung von Farben: Das A und O in der Fotografie und bei Video-Drehs

Unabhängig davon, ob man ein Fotografie-Projekt oder ein Video-Projekt verwirklichen möchte, stellt die richtige Darstellung der Farben eine Grundlage für eine gelungene Arbeit dar. Eine Graukarte kann dabei helfen, farbechte Fotoaufnahmen und Videos zu erstellen. Das ist nicht nur für professionelle Fotografen und Filmemacher, die etwa eine Ausstellung ihrer Fotos und Videos  anstreben, sinnvoll. Auch private Nutzer, die ihre Ergebnisse beispielsweise in youtube oder facebook hochladen möchten, profitieren von einem manuellem Weißabgleich, der sich mit einer solchen Graukarte durchführen läßt.

Was ist denn überhaupt ein Weißabgleich?

Mit dem sogenannten Weißabgleich – im Englischen „white balance“ genannt – soll die jeweilige Kamera so eingestellt werden, daß sie mit der Farbtemperatur des Lichtes, welches am Aufnahmeort gerade vorhanden ist, sensibilisiert wird. Eine Anpassung der Farbtemperatur an die Lichtverhältnisse ist sowohl in der analogen, als auch in der digitalen Fotografie möglich.  Übrigens verfügt auch das menschliche Auge über die Fähigkeit, sich an die jeweiligen Lichtverhältnisse anzupassen. Dieser Vorgang wird chromatische Adaption genannt.

Der vollautomatische Weißabgleich für wechselhafte Lichtsituationen

Moderne Digitalkameras verfügen über die Möglichkeit, einen vollautomatischen Weißabgleich vorzunehmen (im Englischen spricht man von „automatic white balance“). Hierfür geht die Kamera-Automatik folgendermaßen vor:

Die Programmautomatik wählt die größten hellen Flächen aus und geht gleichzeitig davon aus, daß es sich um neutralgraue bzw. weiße Flächen handelt. Trifft dies auch zu, kann mit sehr guten Bildergebnissen gerechnet werden.

Gibt es aber auf dem jeweiligen Bild keine neutralgrauen Flächen, muß mit unschönen Farbstichen rechnen, die, insofern sie nicht künstlerisch gewollt sind, eine Foto-Aufnahme schnell ruinieren können. Wer sich vor diesem Phänomen grundsätzlich absichern möchte, sollte seine Kamera – alle modernen DSLRs von Canon, Sony, Nikon, Pentax, Sigma usw. unterstützen diese Funktion – im sogenannten Raw-Modus betreiben. Dieses Bildformat benötigt zrwar mehr Speicherplatz als das beliebte jpg-Format, es ist aber möglich, die Farbtemperatur später am PC so einzustellen, wie man es möchte. Freilich benötigt man hierfür ein Bildbearbeitungsprogramm. Besonders bewährt hat sich hierbei Adobe Photoshop Elements, das jeder anspruchsvolle Fotograf verwenden sollte. Freilich kann auch weniger leistungsfähige Freeware zurückgegriffen werden.

Bei Aufnahmen im Dämmerlich haben Fotografen, die auf den automatischen Weißabgleich setzen, auch häufig Probleme. Wenn man es aber mit sehr wechselhaften Lichtverhältnissen zu tun hat, beispielsweise wenn sich immer wieder Wolken vor die Sonne schieben, führt auch für Profi-Fotografen kein Weg am automatischen Weißabgleich vorbei.

Mit dem manuellen Weißabgleich optimale Bildergebnisse herausholen

Ein manueller Weißabgleich kann mit ganz einfachen Mitteln durchgeführt werden. Hierfür richtet man die Kamera auf eine weiße oder neutralgraue Fläche. Die Fläche muß formatfüllend im Sucher zu sehen sein. Je nach Kameramodell kann man nun eine Aufnahme machen, die als Referenz für den manuellen Weißabgleich im Speicher des Aufnahmegerätes abgelegt werden kann. Je nach Hersteller – Canon Eos, Pentax, Nikon, Sigma, Sony usw. – muß man hierfür etwas anders vorgehen. Es kann durchaus ein einfach Blatt weißes Papier verwendet werden. Perfektionisten werden mit dieser Vorgehensweise aber schnell an ihre Grenzen kommen. Das hat damit zu tun, daß viele Papiere über optische Aufheller verfügen, die, wenn sie von UV-Strahlen ausgeleuchtet werden, von der Kamera blau wahrgenommen werden, was letztendlich zu einem unschönen Gelbstich führen kann. Anspruchsvolle Anwender greifen deshalb in der Regel gleich zu einer Graukarte, mit der farbstichige Aufnahmen der Vergangenheit angehören sollten.

Typische Farbtemperaturen

Häufig vorkommende Farbtemperaturen, können bei den meisten DSLR-Kameramodellen auch direkt angewählt werden. Typischerweise stehen hier zur Auswahl:

  1. Tageslicht
  2. künstliches Licht (Lichtquelle: Glühlampen)
  3. künstliches Licht (Lichtquelle: Leuchtstoffröhre)
  4. schattige Lichtverhältnisse
  5. wolkiges Szenario

Die Verwendung dieser vorgegebenen Werte ist immer dann sinnvoll, wenn nicht mit einer Graukarte gearbeitet wird, gleichzeitig aber die Kamera-Automatik mit dem Weißabgleich überfordert ist.

Den Weißabgleich mit Bildbearbeitungssoftware durchführen

Spezalisierte Bildbearbeitungssoftware ermöglicht einen nachträglichen Weißabgleich am PC. Je nach Tool kann man hier auf automatische oder halbautomatische Verfahren zurückgreifen. Bei der manuellen Vorgehensweise bestimmt man via Mausklick einen Weißpunkt auf der jeweiligen Aufnahme. Leistungsfähige Programme erlauben es, gleich mehrere Punkte festzulegen, welche dann gemittelt werden. Ebenfalls möglich, ist die Angabe der Farbtemperatur, die der Software dann als Anhaltspunkt zur weiteren Berechnung gilt. Wie bereits angedeutet eignen sich für diese Vorgehensweise das sogenannte Raw-Format. Der nachträgliche programmgestützte Weißabgleich macht eine Graukarte aber keineswehs überflüssig. Profis machen nicht selten ein Referenzbild, auf dem die Graukarte zu sehen ist. Der Software kann dann mitgeteilt werden, wo die Graukarte sich befindet, wodurch ein extrem genauer Weißabgleich durchgeführt werden kann.

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Bildrauschen in der analogen und digitalen Fotografie

Bildrauschen zu analogen Zeiten: das Filmkorn

Bildrauschen ist ein unter digitalen Fotografen gefürchtetes Phänomen. Analoge Fotografen sahen das durchaus gelassener. Dabei war es zu analogen Zeiten mühseliger, dem Bildrauschen entgegenzuwirken. Jeder analoge Film besitzt nämlich eine bestimmte Empfindlichkeit. Will man in einer dunklen Umgebung ohne Blitzlicht fotografieren, sollte logischerweise ein Film mit hoher Empfindlichkeit gewählt werden. Befindet sich noch ein weniger empfindlicher Film in der Kamera, muß dieser erst zu Ende belichtet werden. Das Bildrauschen macht sich in Form des sogenannten Filmkorns bemerkbar. Dieses kann man besonders gut auf mit hoch-empfinflichen Filmen gemachten Aufnahmen erkennen, wenn man das jeweilige Bild mit einer Lupe betrachtet.

In der digitalen Welt hat man es da schon einfacher…

Im digitalen Zeitalter läßt sich die Empfindlichkeit des Sensors innerhalb von Sekunden mit Hilfe des ISO-Wertes steuern. Digitale Fotografen haben es also deutlich leichter als ihre analogen Kollegen. Sie können den ISO-Wert nämlich jederzeit in kleinen Schritten anpassen. Analogfilme sind hingegen nur mit relativ großen ISO-Abständen verfügbar. Am besten ist es natürlich, wenn man erst gar nicht mit hohen ISO-Werten arbeiten muß. Bei dunklen Lichtverhältnissen, bei Nichtverwendung eines Blitzes und bereits geöffneter Blende ist es aber die letzte Möglichkeit, die Belichtungszeit dahingehend zu verringern, daß verwacklungsfrei gearbeitet werden kann.

Bildrauschen? Was ist das eigentlich?

Immer wenn bei einem digitalen Foto durch Bildstörungen Details verloren gehen, spricht man von Bildrauschen. An den „gestörten“ Stellen haben die Pixel nicht dieselbe Farbe wie die benachbarten Pixel. Unterschieden wird zwischen dem Helligkeitsrauschen (auch Luminanzrauschen genannt) und dem Farbrauschen (Chrominanzrauschen). Das Helligkeitsrauschen tritt meistens bei flächigen Motiven auf. Es wird eher weniger störend wahrgenommen. Das Farbrauschen kann man häufig in dunklen Bildteilen beobachten. Wenn es zu stark ist, kann ein Bild schnell ruiniert sein, denn die falschfarbigen Pixel treten auf dem dunklen Untergrund, beispielsweise bei Nachtaufnahmen, deutlich hervor.

Weshalb tritt Bildrauschen auf?

Bildrauschen kann verschiedene Ursachen haben. Eine davon ist das sogenannte Dunkelrauschen, welches durch Bildsensoren wie die CCD- und CMOS-Sensoren entsteht. Verursacht wird es durch Dunkelstrom, ohne das Licht auf den Sensor fällt. Ein Sensor besteht aus Millionen lichtempfindlicher Fotodioden. Wenn ein Pixel einen besonders hohen Dunkelstrom aufweist, spricht man von „Hotpixel“. Diese kann man auf Aufnahmen daran erkennen, daß sich ihre Helligkeit deutlich von ihrem Umfeld unterscheidet. Von Fotodiode zu Fotodiode kann der Dunkelstrom unterschiedlich sein. Bei kleineren Schwankungen zwischen den Dioden spricht man von „Photonenrauschen“. Die Größe der Fotodioden und deren Abstand zueinander ist auch ein relevanter Faktor. Kleine Fotodioden können immer weniger Licht absorbieren als größere. Bei kleinen Fotodioden, die dann noch einen kleinen Abstand zueinander haben, beispielsweise bei digitalen Kompaktkameras – tritt das  Rauschen früher auf, als bei Spiegelreflexkameras.

Auch bei der Umwandlung der analogen Signale in digitale Daten kann es bei dem Umrechnungsprozess zu einer Verstärkung des Bildrauschens kommen. Darauf hat der Fotograf aber keinen Einfluß. Jeder Kamerahersteller verwendet hier unterschiedliche Verfahren.

Auch die Wärme des Sensor kann das Rauschverhalten verschlechtern. Das kann beispielsweise bei Serienaufnahmen passieren, wobei hier schon eine extrem hohe Anzahl an schnell aufeinander folgenden Auslösung notwendig ist, um einen negativen Effekt zu erzeugen. Die lang andauernde Verwendung des Live-View-Modus ist da schon kritischer, weil auch hier eine Erwärumg des Sensors herbeigeführt werden kann.

Bildrauschen reduzieren?

Analoge Fotografen machten kein großes Aufsehen um das Phänomen des „Filmkorns“. In der digitalen Fotografie gilt ein Bild aber schnell als mißlungen, wenn das Bildrauschen zu stark ist. Eine Reduzierung des Bildrauschens ist aber nicht ganz einfach. Wer es dennoch machen möchte, kann mit Hilfe von Bildbearbeitungsprogrammen wie Neatlmage oder Noise Ninja (beide kostenlos!) versuchen das Rauschen nachträglich zu vermindern. Eine vollständige Beseitigung wird aber kaum glücken.

Ist ein Belichtungsmesser in der Fotografie sinnvoll?

Beobachtet man professionelle Studiofotografen, sieht man häufig, daß sie mit Handbelichtungsmessern arbeiten. Diese werden dann etwa in der Nähe des Modell-Gesichts plaziert, um dann die Stärke der Studioblitze auszumessen.

Ist es aber eigentlich nicht so, daß moderne Spiegelreflexkameras über integrierte Belichtungsmesser verfügen, die teure Geräte überflüssig machen? Offensichtlich nicht. Denn sonst würde man kaum Handbelichtungsmesser bei zahlreichen Berufsfotografen im Einsatz sehen. Der große Vorteil eines Handbelichtungsmessers ist die Möglichkeit, das Licht direkt am Motiv zu messen. Der Messsensor im Inneren der Kamera kann hingegen nur das Licht verarbeiten, das vom Motiv reflektiert wird. Bei ausgeglichenen Motiven stellt dies auch erstmal kein Problem dar. Bei hohen Kontrasten, etwa großen weißen und schwarzen Flächen sind die Messsensoren der Kameras dann aber schnell überfordert. Weiße und schwarze Flächen erscheinen dann schnell einmal grau, was natürlich nicht im Sinne des Fotografen seien kann. Dem externen Belichtungsmessgerät sind hingegen Kontraste „egal“ – es mißt ganz objektiv das einfallende Licht am ausgewählten Messort.

Besonders interessant wird es, wenn man mit einem oder mehreren Blitzen arbeitet. Man sollte beim Kauf eines Belichtungsmessers deshalb immer auch darauf achten, daß die Messung von Blitzen unterstützt wird. Im Studio kann man dann jeden einzelnen Blitz ausmessen und den eigenen Bedürfnissen anpassen. Z.B. berechnet man zu erst die Stärke des Hauptblitzes hinsichtlich des angestrebten Blendenwertes. Ebenso kann man es mit einem seitlich positionierten Zweitblitz tun. Wenn das Motiv von der Seite beispielsweise etwas schwächer angeblitzt werden soll, regelt man den Blitz einfach einige Stufen unter den zuvor berechneten „korrekten“ Wert. Auch für die richtige Ausleuchtung des Hintergrundes ist der Handbelichtungsmesser goldwert. Wenn das Motiv freigestellt werden soll, hält man den Belichtungsmesser hierfür direkt an den weißen Hintergrund. Dann löst man den Blitz aus, der den Hintergrund ausleuchten soll. Die übrigen Blitze müssen ebenfalls parallel ausgelöst werden, weil auch sie auf den Hintergrund Einfluß nehmen. Der „korrekte“ Wert würde aber nicht zu einem weißen Hintergrund führen. Deshalb regelt man den dritten Blitz um zwei „Blendenstufen“ hoch. Dieses Beispiel sollte illustriert haben, wie man mit einem Handbelichtungsmesser im Studio arbeiten kann. Natürlich ist es auch möglich, Belichtungsserien durchzuführen. Jedoch ist die Kontrolle am Kameradisplay eher subjektiv. Auch die Überprüfung am PC-Monitor ist problematisch, weil dieses Gerät nur im kalibrierten Zustand verläßliche Werte liefert.

Fazit: Ein Handbelichtungsmesser ist im Studio nach wie vor ein Muß, wenn man effizient und präzise arbeiten möchte. Aufgrund des hohen Preises können preisbewußte Fotografen aber auch überlegen, zur Belichtungsmessung eine Graukarte zu verwenden. Gerade bei der Verwendung mehrerer Blitze ist ein Belichtungsmesser, wie er von den Herstellern Kenko, Sekonic und Gossen angeboten wird, aber deutlich zielführender.

Belichtungsmessung mit der Graukarte

Eine korrekte Belichungsmessung ist ohne Zweifel eine Grundlage für gelungene Fotos. Für eine richtige Belichtung sind drei Faktoren verantwortlich:

  1. Das Licht
  2. Die optischen Geräte, die sich zwischen Motiv und Film befinden
  3. Die Empfindlichkeit des Films

Nicht relevant ist die Helligkeit des Motivs. Bei einer Spiegelreflexkamera funktioniert die Belichtungsmessung folgendermaßen: Licht gelangt durch das Objektiv auf den Belichtungsmesser im Inneren der Kamera. Der Belichtungsmesser berechnet jetzt Blende und Verschlusszeit so, daß das Bild bei der entsprechenden Filmempfindlichkeit durschnittlich hell (grau) erscheint. Motive, die eine ausgewogene Helligkeitsverteilung aufweisen, werden mit diesem Verfahren in der Regel sehr gut abgebildet. Wenn aber Teile des Motivs sehr dunkel und wiederum andere sehr hell sind, führt dies unwillkürlich zu Problemen. Weiße Bereiche werden dann zu dunkel und schwarze zu hell abgebildet.

Mit einer Graukarte hat man aber ein Instrument, mit dem man das beschriebene Problem beheben kann. Eine Graukarte reflektiert 18% des Umgebungslichtes, was exakt der Eichung des Belichtungsmessers entspricht.

Eine Graukarte kann für die Belichtungsmessung folgendermaßen verwendet werden:Zunächst stellt man seine Kamera so ein, wie man es im Hinblick auf das Motiv haben möchte. Nun plaziert man die Graukarte so, daß sie sich in der selben Lichtsituation wie das eigentliche Motiv befindet. Nun richtet man die Kamera auf die Graukarte und nimmt eine manuelle Belichtungsmessung vor. Am besten eignet sich hier die sogenannte Spotmessung. Den gemessenen Wert kann man dann anschließend für die eigentliche Aufnahme verwenden, was zu einer korrekt belichteten Aufnahme führen wird.

Alternativ kann man auch einen Belichtungsmesser einsetzen, wie er z.B. von den Firmen Gossen, Sekonic und Kenko angeboten wird. Leider sind solche Geräte sehr teuer. Leider können sie auch lichtschluckende Faktoren wie Filter oder Telekonverter nicht in die Berechnung der Belichtung mit einbeziehen.

Bei weit entfernten Motiven, zum Beispiel eine Bergkette, wird man aber weder mit Handbelichtungsmesser, noch mit Graukarte weiterkommen. Hier kommt man nur mit Erfahrung und/oder Belichtungsserien weiter. Oder man fotografiert einfach im RAW-Format. Dann kann man auch später noch mittels elektronischer Bildverarbeitung die Belichtung manuell korrigieren.

Grundlagenwissen: Nikon AF-Nikkore

Mitte der achtziger Jahre kamen mit den AF-Nikoren von Nikon weiterentwickelte Objektive auf den Markt, die nun auch die Funktion des Autofokus beherrschten. Hierbei werden Informationen über die Entfernung des Motivs mit einer im Bajonett untergebrachten Elektronik übermittelt. Der Autofokus selbst befindet sich bei Nikon im Inneren der Kamera Dies ist nicht selbstverständlich. Bei Canon ist er hingegen im Objektiv untergebracht. Autofokus-fähige Nikon-Objektive können auch mit alten Non-Autofokus-Kameras verwendet werden, selbstverständlich ist in diesem Fall das automatische Scharfstellen nicht möglich. Praktischerweise wurde also das ursprüngliche Nikon-Bajonett nicht verändert. Elektronische Kontakte, die keinen Einfluß auf das Bajonett-Gewinde haben, sorgen für den erforderlichen Datenfluß zwischen Objektiv und Kamera. In AF-Nikkore wurden jetzt auch erstmalig Mikroprozessoren (CPU) verbaut, was den Vorteil hatte, daß Daten über das entsprechende Objektiv an die Kamera übertragen werden konnten. Z.B basiert die fortschrittliche Matrixmessung auf diesem Feature. Die Kameraautomatiken setzen voraus, daß immer der größte mögliche Blendenwert eingestellt war. Bei einem niedrigeren Blendenwert versagten die Automatiken. Um ein versehentliches Verstellen des Blendenwertes zu verhindern, verfügten AF-Nikkore deshalb über eine Arretierungsmöglichkeit.

Grundlagenwissen: Nikon AI-S-Objektive

1982 wurden AI-S-Nikkore (Aperture Indexing Shutter System) eingeführt. Dies wurde deshalb notwendig, weil die neuen Kameramodelle über Automatiken verfügten, die eine Kommunikation zwischen Objektiv und Kamera-Body voraussetzten. Die Blendenautomatik setzte voraus, daß die Objektive dementsprechend aktualisiert werden mußten, nämlich insofern, daß die Kamera die im Objektiv befindliche Blende ansteuern konnte. Das Bajonett wurde durch die Modernisierung nicht verändert. Das Steuerungselement wurde an der Unterseite des Objektivs positioniert. AI-S-Objektive verfügen über eine kleine Einkerbung an der Objektivunterseite. Diese zeigt der Kamera an, daß es sich um ein „AI-S“ handelt. Drehte man ein falsches Objektiv auf das Bajonett auf, erscheint eine Fehlermeldung im Sucher. Damit die Automatik genutzt werden kann, muß der kleinste Blendenwret eingestellt werden. Hält man sich nicht daran, erscheint der Warnhinweis FEE im Sucher. Die größte Blendenwert (geschlossene Blende) ist auf dem Objektiv in orangener Farbe markiert, anhand dieser Kennzeichnung kann man ein AI-S gleich erkennen. Obwohl es sich um eine sehr alte Technik handelt, wird sie heute durchaus noch verwendet. So verfügen Oberklasse-Kameras von Nikon, etwa die Nikon D300 oder die D700, über Vorrichtungen, die es erlauben, die alten Objektive weiterhin zu verwenden. Belichtungsmessung und Zeitautomatik können dann automatisch vorgenommen werden. Bei den sonstigen Nikon Einsteigerkameras müssen AI-S-Objektive manuell eingestellt werden.

Grundlagenwissen: Nikon AI-Objektive

Bei den ersten Nikon-Objektiven wurde die Blendenübertragung noch manuell durchgeführt. Hierfür mußte jedesmal, wenn das Objektiv gewechselt wurde, durch Drehen des Blendenrings der Kamera die größtmögliche Blendenöffnung mitgeteilt werden. Um diesen Vorgang durchführen zu können, verfügten die alten Nikon-Objektive über die sogenannte „Nikon-Gabel“. Bei den 1977 eingeführten AI-Objektiven war zusätzlich eine Steuerkurve angebracht, wobei die Kamera über einen entsprechenden Mitnehmer verfügte. Die AI-Steuerung ermöglichte die komfortable Übertragung der Blendeninformation an die Kamera. Non-AI-Objektive konnten durch Nikon umgebaut werden, sodaß sie auch mit neueren Kamera-Modellen kompatibel waren.

Übersicht: Objektivtypen

Man unterscheidet zwischen fünf Haupt-Objektivarten, die alle je nach Einsatzgebiet ihre Vor- und Nachteile haben.

  • Normalobjektive entsprechen mit ihrer Brennweite den Sehgewohnheiten des menschlichen Auges, wodurch die Aufnahmen oftmals sehr lebensecht erscheinen. In der Regel spricht man bei Objektiven mit 50mm von Normalobjektiven, jedoch bezieht sich dieser Wert auf Spiegelreflexkameras mit Vollformatsensor. Bei allen übrigen DSLRs liegt der Wert zwischen 30mm und 50mm. Die Bildergebnisse wirken nicht selten eher unspektakulär. Man sollte Normalbrennweiten aber nicht unterschätzen, ermöglichen sie doch natürliche Bildkreationen.
  • Unter Weitwinkelobjektiven versteht man Linsen, deren Blickwinkel größer ist als der von Normalobjektiven. Der sehr große Bildausschnitt erlaubt äußerst interessante Aufnahmen, was z.B. bei Architekturaufnahmen schön zur Geltung gebracht werden kann. Man sollte im Auge behalten, daß Weitwinkel-Aufnahmen eine große Schärfentiefe aufweisen. Das Spiel mit Schärfe/Unschärfe ist insofern nur begrenzt möglich. Befindet man sich sehr nahe am Motiv, hat man auch mit perspektivischen Verzerrungen zu kämpfen, Objekte erscheinen dann übertrieben groß. Andererseits ist es bei weit entfernten Motiven dann das Gegenteil der Fall: sie erscheinen unnatürlich klein. Bei Landschafts- und Gebäudefotografie spielt das natürlich weniger eine Rolle. Bei Porträt-Aufnahmen wird man hingegen nur mäßigen Erfolg haben. Tip: Haben Sie ein Weitwinkel-Objektiv im Einsatz, empfiehlt sich die Verwendung einer speziellen Weitwinkel-Sonnenblende, damit Abschattungen an den Bildrändern vermieden werden können.
  • Objektive, deren Brennweitenbereich größer als der von Normalobjektiven ist, bezeichnet man als Teleobjektive. Vergleichbar wie bei einem Fernglas wird bei Teleobjektiven das zu fotografierende Objekt herangeholt, wodurch es zu einer Verkleinerung des Bildausschnitts kommt. Der leichte Telebereich – 50mm bis 100mm – eignet sich insbesondere für Porträtaufnahmen sehr gut. Sogenannte Superteleobjektive (ab 200mm) eigenen sich vortrefflich für die „wildlife“-Fotografie, bei der es oftmals darauf ankommt, Fluchttiere formatfüllend abzubilden. Leider sind Superbrennweiten teuer, schwer und unhandlich, weshalb sie sich eher für Foto-Enthusiasten und weniger für Gelegenheitsfotografen eignen.
  • Makroobjektive sind durchaus wie Normal- und Teleobjektive auch für reguläre Aufnahmen geeignet. Sie verfügen aber über eine äußerst geringe Naheinstellungsgrenze, wodurch man mit der Linse extrem nah an das Motiv heranrücken kann. Darüber hinaus sind Makroobjektive so konstruiert, daß brillante Detailaufnahmen möglich sind. In der Regel werden Makro-Linsen als Festbrennweiten angeboten. Vor dem Kauf sollte man sich gut überlegen, welche Motive man bevorzugt fotografiert. Für die Produktfotografie hat sich etwa eine Brennweite von 50mm sehr gut bewährt. Möchte man aber Fluchttiere wie etwa Bienen ablichten, ist es ratsam, zu längeren Brennweiten – z.B. 100mm – zu greifen.
  • Fisheye-Objektive gehören eigentlich zur Kategorie der Weitwinkel-Objektive. Jedoch ist die Brennweite derartig gering – nicht selten weniger als 10mm – daß ein extremer Blickwinkel von bis zu 180 Grad erreicht werden kann. Aufnahmen erscheinen hierdurch so, daß die Bildmitte nach vorne gewölbt ist, während die Motive an den Bildrändern kleiner abgebildet werden. Die Bildergebnisse muten deshalb ziemlich bizarr an, weshalb Fisheye-Linsen vorwiegend im künstlerischen Bereich Anwendung finden.

Grundlagenwissen: Objektivfehler

Objektivfehler können auch bei den teuersten Objektiven auftreten. Jedoch ist es ohne Zweifel so, daß Abbildungsfehler bei aufwendig konstruierten Linsen – etwa die Canon L-Serie – weniger auftreten.

Was sind aber nun die am meisten vorkommenden Objektivfehler?

  • Gerade bei günstigen Objektiven hat man häufig mit chromatischen Aberrationen zu kämpfen. Das Licht wird durch die Linsen in einzelne Farben zerlegt. Die hierdurch entstandenen Spektralfarben können unter Umständen den Sensor gerade an den Rändern nicht genau an einem Punkt erreichen. Auf der Aufnahme äußert sich dieses Phänomen oft durch violett-grüne Farbsäume. Insbesondere bei Weitwinkel-Objektiven treten chromatische Aberrationen an den Bildrändern auf. Mit aufwendig konstruierten Linsen kann dieser Bildfehler aber auf ein Minimum begrenzt werden.
  • Sphärische Aberrationen sind Abbildungsfehler, die ihre Ursache in den abgerundeten Oberflächen der Linsen haben. Dabei werden Lichtstrahlen, die auf dem Rand der Linse auftreffen, abgelenkt, wodurch Unschärfe entstehen kann. Es gibt aber Möglichkeiten, diesen Effekt zu verhindern. So werden in Profi-Objektiven asphärisch geschliffene Linsen oder sich gegenseitig ausgleichende Linsen verbaut.
  • Verzeichnungen erkennt man an Linien, die nicht gerade, sondern verbogen verlaufen. Das Phänomen tritt insbesondere bei Zoom-Objektiven im Weitwinkel-Bereich auf. Durch die Wahl einer längeren Brennweite läßt sich der Effekt minimieren.
  • Bei der Vignettierung wird nicht die ganze Blendenöffnung mit Licht ausgefüllt, was durch schräg auftreffende Lichtstrahlen verursacht wird. Auf der Aufnahme macht sich die Vignettierung durch abgedunkelte Bildränder bemerkbar. Wenn die Vignettierung auftritt, empfiehlt es sich, um zwei Blendenstufen abzublenden.

Basiswissen: Objektive

Für jeden Käufer einer Spiegelreflexkamera stellt sich früher oder später die Frage nach einer sinnvollen Erweiterung des Objektivparks. Dabei hat man es nicht leicht. Allein Canon bietet beispielsweise rund 60 verschiedene Objektive an. Auch ist es möglich, günstigere Objektive vom Fremdherstellern zu beziehen – z.B. Sigma, Tamron oder Tokina – oder Objektive fremder Hersteller mittels eines Objektivadapters zur eigenen Kamera kompatibel zu machen. Um so wichtiger ist es, sich mit den wichtigsten Grundbegriffen vertraut zu machen.

  • Die Brennweite ist letztendlich dafür verantwortlich, welchen Bildauschnitt die Kamera aufnehmen kann. Bei Teleobjektiven – man spricht hier von langen Brennweiten – handelt es sich um Linsen, mit denen man weit entfernte Motive näher heranholen kann, wodurch eine formatfüllende Aufnahme unter Umständen möglich wird. Gerade in der Tierfotografie sind solche langen Brennweiten sehr beliebt, weil es in der Regel eher problematisch ist, nahe an Tiere heranzukommen.
  • Auch die Lichtstärke ist ein wichtiges Kriterium. Sie gibt an, wie weit die Blende eines Objektives geöffnet werden kann. Objektive, die einen kleinen Blendenwert ermöglichen, sind recht teuer. Sie bieten aber den Vorteil, daß auch in lichtschwachen Situationen verwacklungsfreie Aufnahmen möglich sind. Darüber hinaus erhöhen sich die kreativen Möglichkeiten mit dem Stilmittel der Schärfe-Unschärfe.
  • Man sollte immer im Auge behalten, daß der kleinstmögliche Blendenwert bei Zoom-Objektiven sich oftmals  auf die kleinste Brennweite bezieht. Zoomt man an ein Motiv heran, sind je nach verwendeter Linse nur höhere Blendenwerte möglich. Hochwerte L-Objektive von Canon – beispielsweise das Canon 70 – 200 1:2,8 L IS USM – bieten aber auch eine durchgehend hohe Blendenleistung. In diesem Beispiel kann die Blende bis „2,8“ geöffnet werden. Beim Canon EF 70-300mm 1:4-5,6 L IS USM sieht es etwas anders aus. Hier kann bei kurzer Brennweite ein Blendenwert von 4 gewählt werden. Zoomt man heran, ist nur noch ein Blendenwert von 5,6 möglich.
  • Das menschliche Sehen wird im Rahmen eines spezifischen Blickwinkels vollzogen. Wenn man geradeaus schaut, kann man nur einen begrenzten Bereich scharf erkennen, der zwischen 36 und 60 Grad liegt. Verschiedene Brennweiten eines Objektives generieren unterschiedliche Blickwinkel. 50mm entsprechen z.B. den natürlichen Sehgewohnheiten des menschlichen Auges. Weitwinkel-Objektive ermöglichen einen höheren Blickwinkel, was letztendlich ganz andere Bildkreationen zuläßt.
  • Bei dem Kauf eines Objektives sollte man immer auch den Autofokus im Auge behalten. Ein langsamer, laut brummender Autofokus kann einem schnell die Freude am Fotografieren verderben. Das automatische Scharfstellen ist durch einen im Objektiv verbauten Motor möglich, der eine Verschiebung der Linsen vornimmt. Wenn der Geldbeutel es zuläßt, sollte man möglichst ein Objektiv mit Ultraschallmotor (bei Canon „USM“ genannt) wählen, da hier ein geräuscharmes und blitzschnelles Scharfstellen möglich ist.
  • Praktisch ist ohne Zweifel ein sogenannter Bildstabilsator, der dem Fotografen bei verwacklungsarmen Aufnahmen unterstützt. Einige Linsen sind hierfür beweglich und mit Sensoren ausgestattet, die horizontale und vertikale Bewegungen registrieren können. Bewegt sich die Kamera nun leicht hin und her, bewegen sich die Linsen in die entgegengesetzte Richtung, wodurch das Bild regelrecht „festgefroren“ wird. Der Vorteil liegt klar auf der Hand. Dadurch, daß deutlich höhere Belichtungszeiten gewählt werden können, ermöglicht ein Bildstabilisator auch in lichtschwachen Situationen scharfe Ergebnisse.